Samstag, 17. Oktober 2015

Tschaikowski Cellomusik

Cellomusik von Tschaikowski

Jeder Cellist spielt die Rokoko-Variationen von Tschaikowski, hier in einer Aufnahme mit Rostropowitsch:

Tschaikowski hatte sie dem befreundeten Cellisten Wilhelm Fitzenhagen gewidmet, der sie 1877 uraufführte, vorher aber ihre Reihenfolge änderte und eine Variation sogar ganz verwarf. Fitzenhagen war selbst Komponist, Tschaikowski akzeptierte nach anfänglichem Protest seine Fassung, die bis heute gespielt wird. Einzelne Sätze sind traumhaft schön und eignen sich für Adaptionen:




 Die Rokoko-Variationen mit ihren typischen, dem Rokoko nachempfundenen Verzierungen und Spielereien tragen ihren Namen aus wichtigem Grund: Sie sind eine künstlerische Reminiszenz von Tschaikowski an den Rokoko, den man heute etwa in die Jahre 1700 bis 1720 einordnet und der dem Spätbarock gefolgt war. Für Tschaikowski, der viele Lebenskrisen durchlitt, war das eine Zeit, die der Verklärung in Form von Cellomusik würdig schien.

Rokoko-Variationen als virtuose Cellomusik


Die Rokoko-Variationen sind teilweise so irrsinnig schwer, dass sie manch einen Cellisten zu einem verbitterten Murmeln verleiten: "Tschaikowski war doch schwul." Das ist ein Zitat von einem Kollegen und soll keinerlei Diskriminierung beinhalten. Es gibt wohl bis zum Jahr 2015 keine Aufnahme, in der ein Cellist die Oktaven in den letzten Takten der letzten Variation absolut sauber spielt, auch Rostropowitsch in unserer Aufnahme nicht. Hierzu ist die Anmerkung nötig, dass Rostropowitsch in seiner 1968er Aufnahme des Dvořák h-Moll Konzertes (mit Karajan und den Wienern) den chromatischen Oktavaufgang am Schluss der Durchführung des 1. Satzes absolut sauber spielt - so sauber wie sonst niemand, und das legato. Das ist wie ein Hochseiltanz, das macht ihm so schnell niemand nach. Damit ist belegt, dass die Rokoko-Variationen zwar zur schönsten, aber auch zur schwersten Cellomusik gehören.


Andreas Thiemig, Cellist, Kaufbeuren (Allgäu) bei München
Tel 0172/ 8224723 oder 08341/ 9343483
nächstes Konzert Friedberger Kammerorchester Sonntag 24.02.19

Freitag, 16. Oktober 2015

Bach Cellosuiten

Cellosuiten von Bach: Quintessenz der Cellomusik?

Auf Wikipedia zitiert der Autor zu den Cellosuiten von Johann Sebastian Bach den Meister Pau Casals: Sie seien die "Quintessenz von Bachs Gesamtwerk". Das mag man so stehen lassen, es spricht von großer Begeisterung. Übersetzen könnte man auch, die Suiten für Violoncello solo von Johann Sebastian seien die Quintessenz der Cellomusik. Tatsächlich verbringen erwachsene Cellisten jeden Tag mindestens mit einer der Suiten, besser mit mehreren von ihnen (wenn die Zeit zum Üben reicht). Schließlich steckt musikalisch alles drin, was zur Barockmusik und darüber hinaus gehört. Technisch betrachtet ist es recht schwierige Cellomusik, die sechste Suite - auf dem modernen Cello mit vier Saiten gespielt - ist so schwer wie ein großes Konzert von Haydn.

Cellomusik Repertoire: Einordnung der Bach-Suiten


Die Cello Solosuiten von Bach gehören nach Möglichkeit vollständig in das Repertoire eines Cellisten. Es gibt nur sehr wenige berühmte Stücke, die ein Cellist auf Anfrage immer und jederzeit vorspielen muss, die Bach-Suiten stehen auf dieser Liste ganz oben. Natürlich gibt es im Gesamtwerk von Bach berühmtere Stücke, etwa das Bach Air. Wer irgendwo mit dem Cello herumsitzt, muss gewärtig sein, dass ein freundlicher Mensch an ihn herantritt und spricht: "Könnten Sie das Präludium der 1. Suite von Bach spielen?" Es kann sich auch um das Präludium der 3. oder 5., ebenso um die Sarabande der 6. Suite handeln (die Gavotten der 6. sind noch grandioser, aber weniger bekannt). Im Laufe des Lebens lernt ein Cellist, dass jeder einzelne Satz dieser Suiten ein musikalisches Kleinod erster Güte ist. Gerade unbekannte Sätze haben Hit-Potenzial, so zum Beispiel die Allemande der 5. Suite (vor Publikum vielfach getestet). Fest steht: Wenn Menschen einfach mal so an Cellomusik denken, dann meinen sie meistens die Cello-Solosuiten von Bach.

Warum sind die Suiten so schön - und so schwere Cellomusik?


Der Cellist, der vielleicht auch schon einmal Straßenmusik und dabei täglich die Solosuiten von Bach gespielt hat (eine Saison lang), blickt dankbar zum Meister auf. Dieser hat ihm, dem kleinen, armen Cellisten, zweieinhalb Stunden Musik geschenkt, mit der man tatsächlich Geld auf der Straße verdienen kann. Alle lieben die Suiten, selbst die Kinder bleiben staunend stehen und kramen dann ein paar Münzen ihres Taschengeldes hervor. Doch die Suiten sind schwer, weil sie in jeder Lage des Cellos und in immerhin sechs Tonarten plus Nebentonarten viele, viele Töne und unzählige Mikro-Melodien enthalten, die alle interpretiert sein wollen. Bach hat das verwendet, was die Jazzmusiker seit dem späten 20. Jahrhundert als "Patterns" bezeichnen. Darüber hinaus darf niemand die große Linie vergessen, drittens ist diese Cellomusik hinsichtlich der Intonation und Bogenführung irrsinnig anspruchsvoll. Doch die Musikerausbildung verkennt seit dem frühen 20. Jahrhundert diese Schwierigkeit, weil sich im 19. Jahrhundert das Virtuosentum ausbreitete (Paganini, Sarasate & Co.). Musiker möchten rasend schnelle Läufe in hohen Lagen und einen springenden Bogen über drei bis vier Saiten (Sautillé) vorführen, all das haben die Cellosuiten von Bach nicht zu bieten. Es wäre mit dem Barockbogen gar nicht gegangen. Doch wer die Suiten für Cello solo von Johann Sebastian Bach ernsthaft übt, wird auch der technischen Schwierigkeit dieser Cellomusik großen Respekt zollen.
Andreas Thiemig, Cellist

Standort: Kaufbeuren (Allgäu) bei München

Tel 0172/ 8224723



Donnerstag, 15. Oktober 2015

Cello Barockinstrumente

Cellomusik auf einem Barockinstrument

Cellomusik der Barockzeit wurde für etwas andere Instrumente erfunden:
Allerdings haben sich die Streichinstrumente seit dem Barock fast nicht verändert. Es gibt einige Unterschiede, die der Musiker beachten muss, wenn er explizit ein Barockinstrument anschafft. Er muss dabei beachten, dass er sein gewöhnliches Repertoire, das schließlich viele romantische und neuzeitliche Stücke enthält, nicht mit dem gewohnten Klang spielen kann, wenn er die Cellomusik auf dem Barockcello spielt. Es passen aber barocke Stücke wie das Bach Air:



Bauliche Unterschiede und Klangwirkung der barocken Cellomusik  


Das Griffbrett besteht beim modernen Cello aus massivem Ebenholz, beim Barockcello aus leichtem Holz wie Fichte oder Ahorn, das mit Ebenholz nur furniert wird. Damit bleiben Barockinstrumente leichter, die Celli wurden damals ohne Stachel gespielt und mussten zwischen den Knien gehalten werden. Der Steg hat eine andere Form, die Saiten bestehen grundsätzlich aus Darm (A und D aus blankem Darm, G und G aus Darm mit einer Kupfer- oder Silberumwicklung). Der barocke Saitenhalter trägt Intarsien, das ist beispielsweise von Stradivari bekannt (1644 - 1737, ein Zeitgenosse von Bach und Vivaldi). Die Cellomusik klingt auf so einem Instrument, zu dem der entsprechende Bogen gehört, nuancenreicher, aber längst nicht so strahlend wie vom modernen Cello.

nächstes Konzert Friedberger Kammerorchester 24.02.19
Andreas Thiemig, Cello

Standort: Kaufbeuren bei München

Tel 0172/ 8224723




Mittwoch, 14. Oktober 2015

Geborgte Cellomusik

Geborgte Cellomusik

Vielfach borgen sich Cellisten ihre Cellomusik bei anderen Instrumenten aus. Die Violine steht dabei auf der Liste ganz oben. Hier einigen Hits, die explizit für die Geige geschrieben wurden und dennoch als Cellomusik eine hervorragende Figur machen:
  • Legende op. 17 von Henryk Wieniawski
  • Die Vier Jahreszeiten von Vivaldi
  • Ballszenen von Helmesberger
  • Paganini Solocaprice Nr. 24 (und natürlich auch die anderen Capricen)
  • Paganini Moto Perpetuo op. 11
  • Sarasate: Zigeunerweisen
  • Sarasate: Carmen-Fantasie 
  • Csárdás von Vittorio Monti
Darüber hinaus eignen sich einigen universelle Klassiker wie das Air von Bach und selbst die Kleine Nachtmusik von Mozart wie hier:
als Cellomusik. Auch Adaptionen sind möglich wie hier bei der vorletzten von Tschaikowskis Rokokovariationen:




Cellomusik mit Aha-Effekt

Die meisten Cellostücke kennt kein Mensch beim Namen (auch die meisten wundervollen Violin-, Klavier-, Oboen-, Trompeten- und etc.alleInstrumente-Konzerte nicht). Es gibt aber Stücke, die im Konzert einen unglaublichen Effekt erzielen, weil sie hitverdächtig sind. http://kultur-am-wochenende-kaufbeuren.blogspot.de/ Solche Stücke gibt es freilich nicht nur in der Cellomusik. Wer einmal aus Freude das gesamte Bach-Werk durchhört, wird einige Kantaten in den Passionen entdecken, die einem die Haare zu Berge stehen lassen, so schön sind sie. Cellisten, die auf so einen Effekt setzen, können aus dem Original-Repertoire für das Cello beispielsweise das Kol Nidrei von Max Bruch auswählen, das Chant du Menestrel von Glasunow, die E-Dur-Sonate von Francoer, den dritten Satz aus dem Haydn D-Dur Konzert und den zweiten Satz aus Haydn C-Dur. Die bekannte Cellomusik wie der Schwan von Saint-Saëns hingegen reißt die Leute gar nicht so sehr vom Hocker.


Andreas Thiemig, Cello
Standort: Kaufbeuren bei München
Tel 0172/ 8224723


Dienstag, 13. Oktober 2015

Cellomusik Umfang

Der Gesamtumfang der Cellomusik


Jüngere Cellisten müssen sich während des Studiums fragen, wie viel Repertoire eigentlich von ihnen erwartet wird. Durchschnittliche Solisten beherrschen rund 40 bis 50 Stunden Cellomusik auswendig. Das wäre in etwa dieses Repertoire. Nach oben gibt es keine Grenzen. Wer Spaß und Zeit zum Üben hat, kann es auch auf vielleicht 60 bis 80 Stunden bringen, doch allmählich gehen dann dem Cellisten die brauchbaren Stücke aus. Das betrifft jedenfalls die original für dieses Instrument geschriebene Literatur. Viele Cellisten üben daher Stücke aus dem Violin-Repertoire, einfach weil diese wunderschön sind. Manche kleinen Konzerte wie das c-Moll-Konzert von Johann Christian Bach - hier der 2. Satz - werden von den Bratschern und den Cellisten etwa gleich häufig gespielt, obgleich der jüngste Bach-Sohn es wohl den Bratschern zugedacht hatte. Rostropowitsch übte die kompletten Paganini-Capricen für Violine Solo, um seine Technik etwas aufzupeppen. Das funktioniert. Wer sich heranwagt, fängt bestimmt mit der Nr 24 an, die auch als Cellomusik blendend klingt.

http://kultur-am-wochenende-kaufbeuren.blogspot.de/

Muss ich die gesamte Cellomusik können?

Keinesfalls. Die großen Konzerte von Dvořák, Haydn, Saint-Saëns, Lalo, Boccherini, Schumann, Tschaikowski und Schostakowitsch, ebenso sämtliche Bach-Suiten, die Beethoven-Sonaten und vielleicht auch eine Brahms-Sonate, ein paar Vivaldi-Konzerte und Schmunzetten wie das Kol Nidrei von Max Bruch werden von jedem Cellisten erwartet. Es kommt allerdings selten der Tag, an dem jemand sagt: “Würdest du, Cellist, mir bitte mal den 3. Satz aus Haydn C-Dur vorspielen?” Eigentlich kommt dieser Tag nie. Bei den Bach-Suiten ist das etwas anderes, dort treten schon interessierte Laien und natürlich auch andere Cellisten auf den Plan und sprechen: “Kannst du die 3. (6.) Bachsuite?” Das Präludium der 1. ist sowieso Pflicht, das wird ja in jeder dritten amerikanischen Serie irgendwann zitiert. Leider ist Cellomusik der Öffentlichkeit etwas zu wenig bekannt, die großen Hits wie das Kol Nidrei schlummern eher im Verborgenen. Daher spielen Cellisten gern einige der großen Hits wie das Bach Air:



nächstes Konzert am 24.02.19 Schloss Friedberg



Andreas Thiemig, Cello
Standort: Kaufbeuren bei München
Tel 0172/ 8224723




Freitag, 2. Oktober 2015

Vivaldi Cellomusik

Cellomusik von Vivaldi & Co.



Wenn Musiker heute Konzerte in Kirchen geben, spielen sie sehr gern Barockmusik, die in europäische Kirchen mit ihrer Geschichte hervorragend passt. Bei Cellisten steht Bach ganz weit oben auf der Liste, so zum Beispiel sein Air: 




 dann folgt schon Antonio Vivaldi (1678 - 1741). Dieser Meister der Barock, unsterblich durch seine “Vier Jahreszeiten”, hat das Cello so wundervoll bedacht, dass wir ihm von Herzen danken müssen. Er liebte und bevorzugte es. 230 Konzerte schrieb Vivaldi für eine Solovioline plus Ensemble, danach folgt in seiner Statistik das Fagott und an dritter Stelle mit 27 Konzerten das Cello. Vivaldi spielte Cello und unterrichtete es wahrscheinlich in Venedig am Ospedale della Pietà. Diese Konzerte bestechen durch Originalität, unglaublichen Melodienreichtum und traumwandlerisches Stilgefühl. Das a-Moll Konzert RV422

üben junge Cellisten im vierten bis fünften Unterrichtsjahr (etwas langsamer als auf dieser Aufnahme), dann legen sie es als “kleines” Konzert weg. Nach Jahrzehnten können sie es fast noch vollständig auswendig, was an Vivaldis unglaublicher Musikalität liegt. Diese kam natürlich auch seiner Cellomusik zugute.


Wieso ist die Cellomusik von Vivaldi so erstaunlich?

Das liegt an der Historie des Instruments, denn erst um 1700 herum entstand in etwa die Form, die wir heute noch kennen. Es handelte sich also um die cellistische “Gründerzeit”, in der Vivaldi so furiose wie poetische Konzerte für das Instrument schrieb. Sein Zeitgenosse Johann Joachim Quantz warnte gar von dem Instrument und verwies auf die Notwendigkeit langer Finger und starker Nerven. Antonio Caldara schließlich, ein venezianischer Zeitgenosse Vivaldis, schuf ebenfalls 17 wundervolle Barocksonaten und ein Konzert für das Instrument, das diesem Johann Sebastian Bach schuldig blieb, trotz seiner großartigen Suiten. Diese wiederum gelten als wundervollste barocke Cellomusik.


nächstes Konzerte Friedberger Kammerorchester 24.02.19 Schloss Friedberg
Andreas Thiemig, Cellist / Standort: Kaufbeuren bei München


Tel 0172/ 8224723



Mittwoch, 30. September 2015

Cello lernen welches Alter?

Bis zu welchem Alter kann man/frau Cello spielen lernen?


"Ich würde gern mit 40 (50) Jahren noch Cello spielen lernen. Geht das?" Das sind Fragen in Foren. Kurze Frage, knappe Antwort: Ja, geht. Der ausgewachsene Cellist hat zwar ganz schön lange gelernt, bevor er auf Tour gehen konnte, aber für so ein wundervolles Instrument ist es nie zu spät. Nur die ganz großen Konzerte dauern wirklich eine Weile, bis sie vortragsreif sind. Eine weitere Frage bezieht sich stets auf das nötige Instrument. "Gibt es ein Cello auch gebraucht?" Ja, mein Lieber. Die meisten Celli sind gebraucht, manchmal schon ein paar Hundert Jahre lang. Das Cello kann heute online bezogen werden, der Kauf lohnt sich ab einer Preislage um 1.500 bis 3.000 Euro. Bei manch einem Geigenbauer lassen sich auch günstige Schnäppchen finden, die angehende Cellisten anspielen könnten, doch das können sie ja noch nicht. Sie wollen schließlich erst einmal Cello lernen. Man kann auch mit einfachen Stücken anfangen wie diesem hier:




Muss man zum Cello spielen lernen Unterricht nehmen?

http://kultur-am-wochenende-kaufbeuren.blogspot.de/

Das ist zu empfehlen. Griffe auf der Gitarre können sich Menschen selbst beibringen, ein Streichinstrument ist aber nicht ganz so leicht anzufassen. Je älter ein Mensch ist, der Cello lernen möchte, umso besser muss die Beziehung zum Lehrer oder der Lehrerin ausfallen. Diese Beziehung ist sehr privat, es findet im Einzelunterricht eine Gefühlsübertragung des eigenen Anspruchs und Wunsches an das Cellospiel auf die lehrende Person statt. Einige gute Musiker sind grottige Lehrer - und umgekehrt. Wer erst einmal Cello spielen lernen möchte und die Grundlagen benötigt, sollte sich im Zweifelsfall für den besseren Lehrer / Psychologen als für den besseren Virtuosen entscheiden - es sei denn, der/die Schüler(in) hat ein wirklich starkes Nervenkostüm. Unter dieser Voraussetzung kann sie/er auch bei einem pädagogischen Anti-Talent (weit verbreitet) Cello spielen lernen.


Andreas Thiemig, Cello / Standort: Kaufbeuren bei München


nächstes Konzert 24.02.19 Friedberger Kammerorchester
Tel 0172/ 8224723



Freitag, 25. September 2015

Pau Casals


Pablo Casals


Den Cellisten Pau Casals i Defilló (1876 - 1973) kennt man heute international als Pablo Casals, jedoch mochte er die katalanische Form “Pau” seines Namens wesentlich lieber. Seine Enkelschüler, auf die hier eingangen wird, nannten ihn "Pablo Casals". Er war Sohn eines Organisten und begann als etwa Neunjähriger mit dem Geigenspiel, dann sah er erstmals bei einem Konzert einen Cellisten (Josep García aus Barcelona). Casals schildert das in seiner Biografie in etwa so: “Er trug einen Es-ist-erreicht-Schnurrbart und spielte majestätisch auf seinem Cello. ...  Glanz erfüllte mich. ... . Fortan hielt ich meine Geige beim Üben wie ein Cello. Meine Mutter verstand, was sich ereignet hatte, und überredete meinen Vater, mich Cello spielen zu lassen.” Mit 13 Jahren entdeckte er die Bach-Solosuiten, als junger Mann (deutlich über 20 Jahre alt) führte er sie erstmals auf. Den Moment der Entdeckung schildert er in seiner Autobiografie so: “Sechs Suiten für Cello allein! Ich war überwältigt, presste die Noten an mein Herz und eilte nach Hause, um sie zu üben.” Er spielte sie fortan in extenso, also mit allen Wiederholungen und in der von Bach vorgegebenen Reihenfolge, die absolut logisch ist (und wenn zehnmal Rostropowitsch und andere die Reihenfolge auf ihren Aufnahmen durcheinanderwürfeln). Vor Casals waren die Suiten nur bruchstückhaft aufgeführt worden. Als Jugendlicher spielte Casals fast täglich in einem Café, der interessierte Inhaber ließ ihn gelegentlich richtige Klassik aufführen. Später eroberte er die europäischen und internationalen Konzertsäle sowie die Adelshäuser, sein erstes gutes Cello schenkte ihm die spanische Königin, die ihn später auch mit dem Orden Carlos III ehrte. Er wurde Solocellist im Gran Teatre del Liceu, gleichzeitig Lehrer und konzertierender Solist. Teilweise gab er 30 solistische Konzerte monatlich, einmal wurde er auf der Bühne ohnmächtig. Casals war auch Dirigent und Komponist, seine internationale Karriere ist auch für dieses Genre beispiellos. Noch mit weit über 90 Jahren übte er täglich rund drei Stunden. Man fragte ihn: Wozu? - “Oh”, sagte Casals. “Ich denke, ich mache Fortschritte.”

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Casals und die Politik

Pablo Casals wandte sich aktiv gegen die faschistische Franco-Diktatur und wurde verfolgt, er musste ins Exil gehen. Bevor ihm das gelang, besuchten ihn während des Bürgerkrieges deutsche Faschisten - Verbündete Francos - in seinem Haus, die ihn kannten und denen er nicht ausweichen konnte. Es waren Nazis und Musikliebhaber, die ihn baten, etwas vorzuspielen. Casals lehnte ab. Einer von ihnen fragte, ob er das Cello einmal anfassen dürfe. Casals konnte sich nicht verweigern und schildert den Moment so: “Als er mein Cello berührte, spürte ich, wie mir schlecht wurde.” Er exilierte und litt Not wie viele seiner Landsleute, doch auch in jener Zeit übte er täglich mindestens drei Stunden. Seine politische Überzeugung war demokratisch und republikanisch. Nach der russischen Oktoberrevolution und dem Sieg der Kommunisten trat er in Russland nicht mehr auf. Nach 1945 gab er für Jahre aus Protest gegen die Franco-Regierung keine öffentlichen Konzerte. Auch Deutschland mied er wegen dessen Nazi-Vergangenheit bis 1954. Casals wurde für sein Engagement vielfach geehrt und gilt als einer der größten Humanisten des 20. Jahrhunderts. In seinem Privatleben war er mehreren Frauen in tiefer Liebe verbunden, zuletzt der 61 Jahre jüngeren Marta Montañez, mit der er bis zu seinem Tod verheiratet blieb. Sie ist heute Vizepräsidentin der Casals-Stiftung.



Andreas Thiemig, Cello / Standort: Kaufbeuren bei München


Tel 0172/ 8224723



Donnerstag, 24. September 2015

Cello Akademie

Cello Akademie

Sehr erfreulich ist es, wenn sich Vereine wie die Cello Akademie Rutesheim des Cellospiels annehmen und dabei diejenigen fördern, die Cello spielen lernen möchten. In Rutesheim gibt es Meisterkurse, zudem führt der Verein ein Cello Festival durch. Die Förderung kommt zu einem großen Teil von privaten Sponsoren, jedermann kann sich beteiligen. Vorstände des Vereins sind Prof. Herbert Trück und Christian. Solche Kurse vermerkt wohl jeder Cellist irgendwann in seiner Biografie. Ohne verantwortungsvolle Förderung hätten junge, begabte und fleißige Cellisten nur wenig Chancen, daher ist diese Initiative ausdrücklich zu begrüßen. Begabte Nachwuchsmusiker profitieren von starken Lehrern, die praktizierende Orchestermusiker und Solisten sind. Diese geben nicht nur unersetzliche Tipps, sie zeigen auch Möglichkeiten und aktuelle Grenzen auf, ohne den jungen Musiker zu demotivieren. Ein wirklich guter Lehrer zweifelt nicht an seinem Schüler, er weist ihm den Weg, so lang und steinig dieser auch sein mag. An der Akademie in Rutesheim unterrichten solche Lehrer. Die jungen Solisten können bei Festivals im Abschlusskonzert ihr Können beweisen.


Cello Akademie fördern

Wer spenden möchte, darf irgendwann beruhigt zurückblicken, denn Kunst lebt von Förderung - anders geht es nicht. Die hier genannte Cello Akademie Rutesheim bietet die Möglichkeit, Vereinsmitglied zu werden, sich mit einer Gastelternschaft anzumelden oder Studenten aufzunehmen. Dabei werden Sprachenwünsche und kulturelle Interessen berücksichtigt. Auch als Fahrer können sich Interessenten anmelden. Nicht zuletzt freut sich die Cello Akademie in Rutesheim über Geldspenden.

Andreas Thiemig, Cello  / gegenwärtiger Standort: Kaufbeuren bei München

nächstes Konzert Friedberger Kammerorchester 24.02.19 Schloss Friedberg
Tel 0172/ 8224723

Mittwoch, 23. September 2015

Cellomusik J.S.Bach

Cellomusik von Johann Sebastian Bach (1685 - 1750)


Es gibt von Johann Sebastian Bach mehr als nur die Cellomusik der Sechs Solosuiten, allerdings keine Konzerte. Seine beiden Söhne Johann Christian und Carl Philipp Emanuel Bach schrieben dafür sehr hübsche und auch heute gern gespielte Cellokonzerte. Hier wäre etwa als Tonbeispiel der 2. Satz von Christian Bach c-Moll anzuführen.
Die Cellomusik außerhalb der Violoncello Solosuiten von Johann Sebastian Bach findet sich in seinen Kantaten und Oratorien in der Form wundervoller Kantilenen, die das Herz des Cellisten beflügeln und das der Sopranistin dahinschmelzen lassen, wenn sich die beiden auf die Weise im Duett wiederfinden. Auch borgen sich Cellisten gern einen großen Hit wie das Bach Air:




Die Cellosuiten von Johann Sebastian Bach schrieb dieser in Köthen zwischen 1717 bis 1723, in dieser Zeit entstanden auch die Partiten für Violine Solo, die Brandenburgischen Konzerte, das Wohltemperierte Klavier und weitere wichtige Werke. Cellisten jener Tage führten die Suiten auch auf. Sie nehmen ebenso wie andere Solowerke - beispielsweise für die Flöte - einen bestimmten Platz in Bachs Lebensplan ein. Sein gigantisch großes Werk sollte alle bekannten Besetzungen jener Zeit mit Musik beliefern. Das beginnt beim einstimmigen Streichinstrument (Doppel- und Mehrfachgriffe sind natürlich in Hülle und Fülle eingebaut) und reicht bis zum großen Chor- und Orchesterwerk. Vorausgegangen war der kompositorischen Lebensaufgabe die Einführung der temperierten Stimmung durch den Organisten Andreas Werckmeister (1645-1706), der erstmals die Oktave in zwölf physikalisch identisch differenzierte Halbtöne einteilte, was der reinen Stimmung der Natur widerspricht, aber kompositorisch eine unerhörte Revolution eröffnete. Daraufhin schrieb Bach sein "Wohltemperiertes Klavier" mit Präludien auf jedem Halbtonschritt der Skala, was vorher nicht möglich war. Eine weitere harmonische Revolution - ausgenommen die 12-Ton-Technik von Arnold Schönberg - gab es seither in der europäischen Musikgeschichte nicht mehr.

http://kultur-am-wochenende-kaufbeuren.blogspot.de/


Einordnung der Cellosuiten Bachs

Da Bach gleichzeitig die Tradition der großen Renaissance-Meister - etwa Pierluigi Palestrina (1515 - 1594) - fortführte, die streng und hochkomplex in reiner Stimmung komponiert hatten, schlug er fortan einen großen Bogen zwischen den alten Meistern und den modernen Kompositionsmöglichkeiten. Etwas genauer wird das hier erläutert.
Die Cellosuiten von Bach in sind in diese Kompositions- und Musikgeschichte einzuordnen, während sie innerhalb der Cellomusik einen besonderen Platz einnehmen. Lange waren sie fast vergessen beziehungsweise wurden nur auszugsweise gespielt, teilweise sogar mit Klavierbegleitungen, was ein Irrweg war. Bach hatte sie gerade für das rein intonierende Streichinstrument geschrieben. Pablo Casals (1876 - 1973), der sie für das frühe 20. Jahrhundert wiederentdeckte, stimmte manchmal sogar die C-Saite höher (um einen Viertel- bis Halbton), wenn er Bach-Suiten spielte. Alle Cellisten lieben die Suiten unendlich, das Publikum kennt leider kaum mehr als den 1. Satz der 1. Suite in G-Dur. Vor Publikum ausprobiert (viele Hundert Male) Sind folgende Sätze besonders effektvoll:

Erste Suite 1. Satz Prélude 

Erste Suite 5. Satz Menuett I und II

Zweite Suite 4. Satz Sarabande

Dritte Suite 1. Satz Prélude 

Dritte Suite 2. Satz Allemande

Dritte Suite 6. Satz Gigue

Vierte Suite 5. Satz  Bourrée  I und II

Fünfte Suite 1. Satz  Prélude

Fünfte Suite 2. Satz Allemande (unbedingt mal ausprobieren! Sensation!)

Sechste Suite 2. Satz Allemande

Sechste Suite 5. Satz Gavotte I und II


Die sechste Suite in D-Dur hat Bach für eine (wahrscheinlich von ihm erfundene) Viola Pomposa mit einer 5. E-Saite geschrieben. Auf dem modernen Cello müssen ohne diese Saite Doppelgriffe in hohen Lagen gespielt werden, was die Suite technisch sehr anspruchsvoll macht. Die Viola Pomposa besaß offensichtlich keinen Stachel, sie wurde zwischen den Knien gehalten und natürlich mit einem "Barockbogen" gespielt, wie es uns im folgenden Video die wundervolle französische Cellistin Ophélie Gaillard auf einem zwar modernen, aber fünfsaitigen und stachellosen Cello demonstriert.


Die hier vorgestellte Gavotte aus der sechsten Suite lieben alle Cellisten. Sie muss allerdings auf den Einsen betont werden, nicht auf den schweren Septimengriffen, die auf der Takt-3 stehen. Wenn die Einsen betont werden (es ist ein Tanz!), ist es die gewünschte große, majestische Nummer der Cellomusik. 
Andreas Thiemig, Cello / Standort: Kaufbeuren bei München
nächstes Konzert 24.02.19 Schloss Friedberg
Tel 0172/8224723





Montag, 21. September 2015

Cellomusik: Welches Repertoire wird erwartet?

Das Standardrepertoire aller Cellisten nach einem Hochschulstudium sollten die beiden Haydn-Konzerte C-Dur und D-Dur (Probespielkonzerte) sein, des Weiteren Dvořák h-Moll, Saint-Saëns, Lalo, natürlich alle sechs Bach-Suiten in extenso, vielleicht dazu etwas von den Bach-Söhnen wie Christian Bach c-Moll (auch von den Bratschern gern gespielt) und Carl Philipp Emanuel Bach F-Dur (auch in A-Dur notiert), die Beethoven-Sonaten, die drei Reger-Solosuiten, diverse Schmunzetten wie den Schwan von Saint-Saëns, das Kol Nidrei von Bruch, das Prayer und vielleicht auch das Schelomo von Bloch, ein bisschen was Modernes wie Schostakowitsch oder Kabalewski (die sowjetischen Komponisten: hoch interessant, weil Stalin bei Todesstrafe harmonische Experimente verbot und sie daher mit herkömmlichen Mitteln höchst interessant komponierten), natürlich Beethoven Tripelkonzert und Brahms Doppelkonzert, vielleicht ein, zwei Brahms-Sonaten, die Francoer-Sonate und solche Dinge sein. Es kann im Laufe des Lebens ruhig noch etwas mehr werden, manchmal bedienen sich Cellisten auch bei der Geigenliteratur, wie hier zu sehen ist. Gern nehmen sie einige der großen Schmunzetten in ihr Repertoire auf, etwa das Bach Air:

Wie sagte der Casals-Enkelschüler Herr Karl-Heinz Schröter während des Cellounterrichts? "Die Cellomusik ist ja begrenzt, doch wir müssen sehen, dass wir in vier Jahren Studium da durchkommen."   http://kultur-am-wochenende-kaufbeuren.blogspot.de/

Kennt das Publikum diese Cellomusik?
Nein, vielfach kaum. Die Haydn-Konzerte beispielsweise sind wie überhaupt alles oben Erwähnte wunderschön, die Leute staunen, wenn sie es hören. Doch auf einem Werbeplakat erzielen sie null Effekt. Doch wenn ein Geiger auf sein Werbeplakat "Sibelius Violinkonzert" schreibt, hat er auch keinen Effekt, und das ist eines der schönsten Konzerte überhaupt. Das Kol Nidrei von Max Bruch ist im Konzert - zum Beispiel mit Orgel - ein echter Knaller, die Leute fangen bei dieser Cellomusik an zu weinen. Die Leute kennen nur die Titel nicht.  Man muss Cellomusik daher heute anders vermarkten, YouTube dürfte uns weiterhelfen. Hier lassen sich auch Adaptionen unterbringen wie eine der Rokokovariationen von Tschaikowski:





Andreas Thiemig, Cello / Standort: Kaufbeuren bei München
nächstes Konzert 24.02.19 Schloss Friedberg Konzert
Tel 0172/ 8224723





Sonntag, 20. September 2015

Cellomusik im Orchester


In jedem Orchesterwerk bis hin zur Moderne spielen Celli und Bässe sehr oft unisono, das Cello spielt als Bassfiguren eine Oktave über dem Kontrabass. Das ist nicht die einzige Verdoppelung von Stimmen im Orchester, die Celli und Bässe sind beispielsweise auch sehr oft unisono mit den Fagotten, die Flöten mit den Violinen und so fort. Jedoch nahmen sich seit der Klassik wichtige Komponisten der Cellogruppe an und vergaben an sie eigene Melodien, beginnend mit Joseph Haydn und zum ersten Mal in voller Blüte Beethoven in seinen Sinfonien - berühmt der 2. Satz der V. - und sehr bemerkenswert in der Coriolan-Ouvertüre. Dieses herrliche Motiv arbeiten aus der Sicht eines Cellisten die Dirigenten stets zu wenig heraus.



Schubert folgte in seiner Unvollendeten dieser Idee, danach Brahms (3. Sinfonie), Tschaikowski (Symphonie pathétique), Dvořák (8. Sinfonie) und Debussy („La Mer“). http://kultur-am-wochenende-kaufbeuren.blogspot.de/


Bedeutung der Cellomusik im Orchester

Die Operettenkomponisten und auch die Walzerfamilie Strauß haben die Cellogruppe oft mit dankbaren Aufgaben bedacht, wenn man nur an das Eingangsthema der Schönen Blauen Donau denkt. Damit bewies Johann Strauss (Sohn), was er für ein genialer Arrangeur war, worauf übrigens der Zwölftontechniker Arnold Schönberg den bei ihm in Wien studierenden Hanns Eisler hinwies (Komponist der DDR-Nationalhymne), als jener verächtlich über die Wiener Walzer die Nase rümpfte. In der Caféhausmusik, im Rock (Kurt Cobain) und in der modernen Heavy-Metal-Szene (Apocalyptica) liebt man das Cello über alles.  


Andreas Thiemig, Cello - Standort Kaufbeuren bei München, nächstes Konzert 24.02.19 Friedberger Kammerorchester

Tel 0172/ 8224723   oder andreasthiemig@googlemail.com



Samstag, 19. September 2015

Andreas Thiemig, Cello ; Standort: Kaufbeuren bei München, Tel 0172/ 8224723 oder andreasthiemig@googlemail.com 


Cellospielen: Ist das schwer?

Ich erkläre mich hiermit für befangen, denn ich (Jahrgang 1962) spiele seit meinem 8. Lebensjahr Cello und habe daher heute (2015) einen verstellten Blick auf die Schwierigkeiten. Vielleicht hilft der Vergleich: Viele Musiker spielen mehrere Instrumente (ich selbst Klavier, Gitarre, auch Ausflüge zum Kontrabass gab es), die Schwierigkeiten sind nur schwer vergleichbar. Die Streichinstrumente Bass und Cello ähneln sich natürlich sehr, wobei der Bass wie eine Gitarre in ihren am tiefsten klingenden Saiten in Quarten gestimmt ist, das Cello hingegen in Quinten. Saiteninstrumente verlangen physisch viel mehr Kraft als etwa das Klavier. Spieler von Saiteninstrumenten brauchen eine Hornhaut auf den linken Fingerkuppen und müssen sie sich neu erspielen, wenn sie eine Weile pausiert haben. Das Klavier verlangt eine enorme Denkleistung. Pianisten sollten die Strukturen ihrer Stücke stets harmonisch analysieren. Dem nebenbei Klavier spielenden Cellisten hilft das dann auch beim Merken eines pfiffigen harmonischen Durchgangs in einem Haydn-Cellokonzert. Unser Psychologiedozent an der Hochschule "Hanns Eisler" Dr. Hellige (Gastdozent der Humboldt-Uni) verwies uns darauf, dass Lernen nicht das Aufeinanderstapeln von Gedächtnisinhalten, sondern das Einordnen in ein logisches System bedeutet. Dieses System bietet Musikern unter anderem die Harmonielehre. Von diesem Wissen abgesehen ist Cellospielen - wie das Spielen jedes Instruments - schlichtes Handwerk. Die Intonation etwa muss ständig trainiert werden, selbst für einfachste Stücke.



Intonation bei der Cellomusik

Die Intonation muss lupenrein sein, was Cellisten - ein Tipp für Cello-Beginner - dadurch erreichen, dass sie jeden Ton mit einer Leersaite vergleichen. Das funktioniert bei Oktaven, Quinten, Quarten, Terzen und Sexten, bei Septimen natürlich nicht. Gegriffene Terzen und Sexten müssen in sich stimmen. Der Cellist, der Bach-Suiten spielt, kann die vollkommen reine Stimmung als Intonationsgrundlage wählen, während bei einer Klavier- oder Orchesterbegleitung die Anpassung an die absolut temperierte Stimmung (Klavier) oder an die Orchesterstimmung, die von den Bläsern kommt, erforderlich ist. Das ist hier zu sehen:



Die Umstellung ist in den ersten 20 Jahren des Cellospielens gar nicht so einfach. Dann habt Ihr Euch langsam daran gewöhnt. Stimmt das Cello möglichst auf 440 Hertz, wenn Ihr Bach spielt. Die Instrumente waren damals längst nicht so hoch gestimmt wie heute, historische Celli klingen also bei 440 Hertz besser. Die moderne Stimmung von 443 - 444 Hz kommt von der Entwicklung der Oboen im 19. Jahrhundert, die im Orchester den Stimmton angeben. Hier habt Ihr den Kammerton a mit 440 Hz, das könnt Ihr beim Üben irgendwo (ohne Stimmgabel) auch mit dem Smartphone aufrufen, wenn Ihr Cellomusik übt.